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Abstract:
Ich sitze vor meinem Schreibtisch und sehe auf ihm einen Stift. Ich möchte ihn in die Hand nehmen. Dazu müßte ich wissen, wo er ist. "Du siehst doch, wo er ist." So einfach ist das nicht. Mir liegt ein verzerrtes Netzhautbild vor, das sich ständig ändert, während mein Blick über den Schreibtisch wandert. Ich muß Blickrichtung, Kopfstellung und Körperhaltung berücksichtigen, um eine erfolgreiche Greifhandlung durchzuführen. Das gelingt uns so natürlich, daß wir die Schwierigkeit der Aufgabe leicht unterschätzen.
Ein klassischer Untersuchungsansatz zum Studium der räumlichen Repräsentation ist das Adaptieren zu optischen Transformationen. Wir haben eine Prismenbrille verwendet, die das Bild seitlich um 19° verschiebt. Um die Frage nach einer zentralen versus einer distribuierten räumlichen Repräsentation zu klären, wurde dabei eine bestimmte Bewegung geübt, und dann der Transfer auf andere Bewegungen gemessen. Die Ergebnisse sprechen dafür, daß räumliches Wissen nicht nur auf die einzelnen motorischen Systeme, sondern sogar auf verschiedene Bewegungstrajektorien verteilt ist.