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Abstract:
Visuelle Groessenillusionen sollen auf die
Greifmotorik einen deutlich geringeren Einluss
ausueben als auf die Wahrnehmung (Aglioti, DeSouza Goodale, 1995). Dies wird als Indiz dafuer
gewertet, dass Information ueber visuelle Grossse
vom Wahrnehmungs- und vom Handlungssystem
unabhaengig ausgewertet werden. In dem
vorliegenden Experiment sollte diese Hypthese
ueberprueft werden. Insbesondere sollten moegliche
Artefakte durch motorisches Lernen vermieden
werden. Sechzehn Versuchspersonen (VPn) wurden
Scheiben mittels Bildschirm und Stereobrille
virtuell dargeboten. Eine zentrale Scheibe war von
fuenf grossen bzw. kleinen Kontext-Scheiben
umgeben, so dass sich die Ebbinghaus Illusion
ergab: Bei grossen Kontext-Scheiben wird die
zentrale Scheibe kleiner, bei kleinen
Kontext-Scheiben groesser wahrgenommen. Der
Durchmesser der zentrale Scheibe variierte von 27
bis 37 mm, in 2 mm Schritten. Die Wahrnehmung der
virtuellen zentrale Scheibe deckte sich in der
raeumlichen Ausdehnung mit einer realen Scheibe,
die jedoch hinter einem Spiegel lag und daher von
den VPn nicht gesehen wurde. Die VP fuehrte eine
Greifbewegung nach der virtuellen Scheibe durch
und erhielt haptisches Feedback durch die reale
Scheibe. Mittels eines Optotrak (TM) - Systems
wurde die maximale Handoeffnung vor Beruehrung der
Scheibe gemessen. Der Einfluss der Illusion auf
die Wahrnehmung wurde ueber eine Einstell-Prozedur
ermittelt. Im Widerspruch zu den Ergebnissen von
Aglioti et. al. fanden wir sowohl fuer die
wahrgenommene Groesse als auch fuer die maximale
Griffgroesse einen Einfluss der Illusion. Dies
legt nahe, dass die gleichen Signale sowohl fuer
Handlung als auch fuer die Wahrnehmung benutzt
werden. Verschiedene Erklaerungen fuer diesen
Widerspruch werden anhand von Kontrollexperimenten
diskutiert.