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Zusammenfassung:
Milner und Goodale (1995) schlugen vor, dass visuelle Information über zwei verschiedene kortikale Pfade verarbeitet wird. Nach dieser Auffassung bildet die Verarbeitung im ventralen, kortikalen Pfad die Grundlage der visuellen Wahrnehmung und ermöglicht Leistungen wie zum Beispiel die Objekterkennung. Im dorsalen Pfad hingegen soll die visuelle Information so verarbeiten werden, dass sie direkt zur Steuerung motorischer Bewegungen verwendet werden kann. Visuelle Information würde demnach für die Wahrnehmung qualitativ anders verarbeitet werden als zur Ansteuerung der Motorik. Als typisches Indiz wurde bisher gewertet, dass optische Täuschungen die Greifmotorik deutlich weniger beeinflussen als die Wahrnehmung. Wir kritisierten diesen Befund, da wir im Gegensatz dazu fanden, dass die Greifmotorik in ähnlicher Weise von optischen Täuschungen beeinflusst wird wie die Wahrnehmung. Es werden Ergebnisse zur Ebbinghaus Illusion, zur Müller-Lyer Illusion und zur Parallele-Linien Illusion dargestellt. In allen diesen Fällen unterlag das Greifen der Illusion. Die Illusionseffekte auf das Greifen waren nicht immer exakt gleich zu den Effekten auf die Wahrnehmung. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass die Abweichungen auf unterschiedliche Anforderungen der Greifaufgabe und der Wahrnehmungsaufgabe zurückgehen. Es wird ein Überblick über aktuelle Arbeiten zu diesem Thema gegeben. Wir kommen zu dem Schluss, dass derzeit keine überzeugende Evidenz für eine Dissoziation zwischen Wahrnehmungs- und Handlungssystem bei optischen Täuschungen besteht.